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Bewegte Schule
Aus der Schulchronik

Diese Schulchronik wurde vom langjährigen Schuldirektor von Thernberg, OSR Anton Wimmer und von der ehemaligen Direktorin Elisabeth Ofenböck verfasst. Anlass dafür war die Festschrift "200 Jahre Volksschule Thernberg", die im Jahre 1993 zum Schuljubiläum herausgebeben wurde.
      
1791             
Erstmals wurde vom ersten Pfarrer von Thernberg, Konrad Hayd, im “Baderhaus“ (heute Mesnerhaus) “Schule gehalten“. Er setzte sich sehr für die Errichtung eines Schulgehäudes ein.

 

Erster Unterricht im Baderhaus (späteres Mesnerhaus)
Erster Unterricht im Baderhaus (späteres Mesnerhaus)

1793
Das erste Schulgebäude wurde an der Mündung des Thernbaches in den Schlattenbach von der “Schul-Conkurrenz“ erbaut. Es war ein ebenerdiges Gebäude und bot einer “Oberlehrerwohnung“ und einem Lehrzimmer mit 12 Bänken für ca. 80 Schüler Platz.
     
1807-1828
Erzherzog Johann, der Besitzer der Herrschaft Thernherg, wirkte als Wohltäter in der Schule. Er setzte sich für den Bau eines neuen, größeren Schulhauses ein.

1816
Vergrößerung des alten Schulgebäudes.
     
1827
Von der Gemeinde und Erzherzog Johann wurde eine Schulstiftung gegründet, aus den Zinsen des Kapitals wurden den drei fleißigsten und sittsamsten Schülern Prämien ausbezahlt. Der Ortsschulrat wird erstmals erwähnt.
     
1845
Vergrößerung des Lehrerzimmers um 2 Klafter (1 Klafter 1.7 - 2.5m)
     
1869
Reichsvolksschulgesetz - die allgemeinde Schulpflicht dauert nun bis zum 14. Lebensjahr.
  
1874-1883
Schulleiter Johann Philipp führte 9 Jahre lang die Schule ohne einen zweiten Lehrer. Er unterrichtete bis zu 140 Schüler in 3 Gruppen: vormittags, nachmittags und sonntags. Der Schulbesuch war jedoch sehr mangelhaft, da die älteren Kinder auf den Feldern und auf dem Hof (beim Dreschen, bei der Ernte) helfen und die jüngeren Kinder zu Hause oder beim Gutsherren die Kühe hüten mußten.
 
1881
Schulbesuchserleichterung: 13 und 14-jährige Schüler konnten in den Sommermonaten vom Schulbesuch befreit werden. Die Hauptferien wurden auf Juli und August festgelegt.
     
19.6.1881

Hochwasser, “ein seit Menschengedenken noch nie eingetroffenes, furchtbares Elementarereignis“. Die Wassermassen wälzten sich einen Meter hoch durch die Kirchengasse auf das Schulhaus zu. Die Schultüre wurde mit Stallmist abgedichtet.

1883
Schulerweiterung: Ein zweites Lehrzimmer wurde im ehemaligen Amtshaus untergebracht. Gleichzeitig wurde der erster Unterlehrer, ein “18-jähriges Fräulein aus Wien“, also die erste Lehrerin in Thernberg, Ida Zeller, eingestellt.

1887
Schulschließung wegen einer Masernepidemie
    
1889

Hochwasser - die kleineren Kinder mußten durch die Fluten getragen werden.

18.6.1890
Der Ortsschulrat erhielt eine neuerliche Aufforderung vom k.u.k. NO Landesschulrat bzw. Bezirksschulrat “alles Geeignete zur Herstellung des Schulerweiterungsbaues ungesäumt zu veranlassen. [...] Sollte der Ortsschulrat auch diesen Auftrag nicht entsprechen, so würde der Bezirksschulrat [...] strafweise gegen diesen vorgehen.“
Daraufhin wollte man das Amtshaus für eine 3-klassige Schule adaptieren. Da jedoch die Kosten für einen Umbau denen eines Neubaues nahegekommen wären, ließ man den Plan wieder fallen.

1891/92

Da es keine Lehreraushilfe gab, mußte durch Krankheitsfall ein Lehrer über 6 Wochen lang 159 Schüler unterrichten, “jedoch kann von einer Hebung des Bildungsstandes bei der Schuljugend keine Erwähnung gemacht werden.
     
1892/93
Infolge eines schneereichen, kalten Winters mußten viele Kinder wegen erfrorener Füße mehrere Wochen das Bett hüten.
     
5.8.1892
Der Ortsschulrat hatte den Beschluß gefaßt, zum Wohle der Schüler auf der Stelle des alten Schulhauses den Bau einer dreikiassigen Schule auszuführen, jedoch fehlte es an den nötigen Geldmitteln.
Die berechneten Kosten für die von Baumeister H.J. Auerböck geplante 25m lange und 13m breite Schule beliefen sich auf 16 056 Fl 58 Kr.
     
1893
100 Jahre VS Thernberg: Oberlehrer Philipp erhielt als Leiter und Lehrer vom Bezirksschulrat für sein aufopferndes Wirken lobende Anerkennung.
     
1896/97
Der Ortsschulrat konnte sich “infolge des ungünstigen Umstandes, daß die Baumaterialpreise sich erhöhten“, zu keinem Schulbau durchringen. Es erfolgte ein Grundstückskauf von 45 Quadratklaftern.
    
1897/98
“In der Angelegenheit Schulhaus keinen Schritt vorwärts gekommen“
     
1898/99
Der Ortsschulrat bekam abermals unter der Androhung einer Geldstrafe den Auftrag, des Schulneubaues. Um möglichst kostengünstig zu arbeiten, wollte dieser auf dem alten Schulgebäude ein Stockwerk errichten, doch dies wurde nicht bewilligt.
     
17.2.1901
Der Ortsschulrat faßte den Entschluß, das alte Schulhaus abzutragen und an dieser Stelle ein neues zu errichten.
     
15.7.1902
Endlich wurde ein Bauplan vom k.u.k. Bezirksbauamt in Wr.Neustadt genehmigt und die Bewilligung zum Schulbau erteilt. Kostenschätzung: 23.492 Kronen.
Die Bauausführung wurde dem Maurermeister Karl Lang aus Gleißenfeld übergeben. Während des Schulbaues wurde im Amtshaus vormittags und nachmittags unterrichtet.
     
4.11.1903
Das neue Schulhaus wurde eingeweiht und eröffnet. Der Unterricht begann am 6.11. ganztägig in beiden Klassen.
     
1909 - 1923
Franz Marosch kam als Leiter nach Thernberg.
     
21.10.1911
Zum Kaiserempfang anläßlich der Vermählung des Erzherzogs Karl mit Prinzessin Zita fuhren zwei Leiterwagen vollbeladen mit Schülern, Lehrern und Ortsschulräten nach Schwarzau.

1914-1923
Aus der Zeit des 1. Weltkrieges und dem Ende der Monarchie gibt es in der Schulchronik keinerlei Aufzeichnungen. Franz Marosch soll eine Sammlung von Zeitereignissen angelegt haben und wollte diese als eigenen Band herausgeben. Es kam jedoch nie dazu, und seine Aufzeichnungen wurden bis jetzt nicht gefunden.

Oberlehrer Sinabel mit seinen Schülern im Schulhof 1925
Oberlehrer Sinabel mit seinen Schülern im Schulhof 1925

1929
Das elektrisches Licht wurde ins Schulhaus eingeleitet.
     
1924 - 1954
Josef Sinabel zog als neuer Leiter ins Schulhaus ein. In diesen 30 Jahren wurde er, bedingt durch den 2. Weltkrieg, zeitweise von anderen Lehrern abgelöst. Josef Sinabel berichtete in der Schulchronik besonders ausführlich über das Zeitgeschehen. Während der Kriegsjahre hatte die nationalsozialistische Erziehung im Unterricht Einzug gehalten. Es wurde genäht, gestrickt, gesammelt und getrocknet. Den im Felde kämpfenden Soldaten wurden “Liebesgaben“ geschickt.
     
1937
Die Gemeinde Thernberg bekam ein Wappen bewilligt. Es zeigt die Wappensymbole der Herren von Thernberg und von Thonradl und wurde von Pfarrer Claudius Scherfler entworfen.
     
1940
Es gab zwei Monate “Energieferien“ wegen Kälte und Mangel an Heizmaterial. Grippeepidemien traten auf, die eine Schulsperre zur Folge hatten.
     
1941/42
Die ersten fünf Schüler besuchten nicht die Oberstufe, sondern die Hauptschule in Erlach.     
     
1943
Brand im Scheibenwald, der von den Schülern und der Lehrerin bei ihrer Sammeltätigkeit entdeckt wurde. Sie meldeten den Brand und halfen bei der Brandbekämpfung mit. Als Belohnung gab es vom Gutsherren 20 Reichsmark.
     
1945
Kriegsende: Am Karfreitag verließen beinahe alle Thernberger den Ort und flüchteten in die umliegenden Gräben. Am Karsamstag kamen die russischen Besatzer von Lichtenegg her und verwüsteten zahlreiche Häuser.
Die Schulklassen wurden als Quartiere verwendet und in einem furchtbaren Zustand zurückgelassen. Nach deren Abzug dauerte es Wochen, bis die alte Ordnung wieder hergestellt war.
   
1948
Die Volksschule Thernberg konnte zwei Jahre lang 3-klassig geführt werden. Die landwirtschaftliche Fortbildungsschule wurde errichtet.

1953/54
Claudius Zahradnik wurde Pfarrer von Thernberg und unterrichtete Religion. Dir. Josef Sinabel trat in den Ruhestand und wurde Ehrenbürger der Gemeinde Thernberg.

1954
Visitation der Pfarre durch Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer, der aus diesem Anlass die Firmung spendete und die Volksschule besuchte.
     
1954 - 1981
Anton Wimmer übernahm die Leitung der Volksschule Thernberg

1955
Die Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahre 1715 wurde wieder vor dem Schulhaus aufgestellt. Viele Volksschüler aus Thernberg besuchten die Hauptschule in Pitten.

1956
Die geölten Holzfußböden wurden abgeschliffen und versiegelt. Die zweite Klasse bekam anstatt der langen Schulbänke Tische und Sesseln.
     
1959/60
Der Schulsprengel wurde geändert. Daher kamen erstmals Kinder aus Schlag in unsere Volksschule.
Beginn der Musikschule in Thernberg: Er wurden die Instrumente Akkordeon, Melodika und Klavier, später auch Flöte unterrichtet. Alljährlich fanden musikalische Feiern und Aufführungen statt.

1962
Im Juni besuchte Kardinal Franz König unsere Schule und firmte 19 Kinder. In den Sommermonaten wurde das Schulhaus umgebaut und erhielt neue Sanitäranlagen.

1964
Im November erschütterten mehrere Erdbeben unser Gebiet.
   
1965
Im März ließen andauernde starke Regenfälle die Bäche aus den Ufern treten, die gesamte Talbreite wurde überschwemmt. Das Hochwasser riß dabei die Steinmauer des Schulgartens weg.                    
     
1966
Dies war das Ende der Volksschuloberstufe in Thernberg. Auch die Leitung der Musikschule wurde nach Scheiblingkirchen verlegt. Zahl der schulpflichtigen Kinder: 125.
   
1968/69
Die erste Klasse erhielt nun anstatt der kleinen Schulbänke Tische und Sessel und die Kanzlei ein Telefon.
     
1970/71
Frau Anna Walli, eine ehemalige Schülerin in Thernberg und Abgängerin der Oberstufe, wird an dieser Schule Lehrerin. In diesem Schuljahr trafen die ersten Studenten aus der PADAK Baden als Landschulpraktikantinnen in unserer Schule ein.
     
1.1.1971
Die Gemeinden Scheiblingkirchen und Thernherg werden zusammengelegt.
     
16.4.1972
Zwei starke Erdbeben erschütterten das gesamte Pittental. Im Schulgebäude entstanden Risse, 1 Fenster wurden zerstört und ein Rauchfang stürzte auf das Schuldach.
     
1972/73
Mit Anfang des Schuljahres begann die Firma Waldherr mit dem täglichen Transport der Schüler aus den umliegenden Rotten. Die Leiterwohnung wurde geräumt und zum Landeskindergarten umgebaut.     
     
1976/77
Es wurden mehrere ORFF-Instrumente für Chor und Spieimusik angekauft. In den Klassenräumen wurden die Dauerbrandöfen durch Olöfen ersetzt.
     
1977
In den Ferienmonaten wurden wegen der Kirchenrenovierung die Sonntagsgottesdienste in der zu einer Kapelle umfunktionierten 2. Klasse abgehalten.
     
1979
Im September visitierte der bei allen sehr beliebte Weihbischof Florian Kuntner unsere Schule.
     
22.6.1981
Einführung der Fünftagewoche für alle Schulstufen.

1981/82
OSR Anton Wimmer wurde verabschiedet und trat seinen wohlverdienten Ruhestand an. An seine Stelle trat Frau OSR Hedwig Novotny. die die Volksschule bis zum September 1984 leitete.
Seit diesem Schuljahr dürfen die Schüler der VS Thernberg das Hallenbad und die Turnhalle in Scheiblingkirchen mitbenutzen.
     
1982/83
Anstelle der Ölöfen wurden elektrische Heizkörper installiert. Der Schulboden und der Keller wurden entrümpelt. (Leider ging dabei auch wichtiges Sammelgut verloren.)
     
1984
Der Elternverein wurde als Interessengemeinschaft gegründet und soll als Bindeglied zwischen Schule und Eltern wirken.
Mit Frau Helene Waldherr unterrichtete erstmals eine weltliche Religionslehrerin an der Volksschule.

1984/85
In diesem Schuljahr wurde Frau OSR Novotny verabschiedet. Ihre Nachfolgerin wurde Frau Elisabeth Ofenböck, die die Leiterfunktion bis heute innehat.
In den folgenden Jahren war die Anschaffung neuer Lehr- und Lernmittel notwendig geworden (Overhead-Projektor, Tonfilmapparat, usw.)
   
20.10.1985
Die Einweihung des neurenovierten Mesnerhauses wurde von den Schülern der Volksschule würdig umrahmt.
     
Sept.1986
Die 4. SchUG-Novelle regelte die Zusammenarbeiten der Eltern, Lehrer und Schüler neu. Eine Lehrplanreform für die Grundschule trat in Kraft. Neue pädagogische Erkenntnisse, inhaltliche Überlegungen und Prinzipien wurden festgelegt. Der Unterricht wurde dadurch kindgerechter, handlungsorientierter und offener. Dies verlangte von allen eine Umstellung. Aus Sparsarnkeitsgründen mußten viele Lernspiele von den Lehrern selbst hergestellt werden.
     
1986/87
An den kalten Wintertagen reichten die elektrischen Heizkörper nicht aus, da das Gebäude schlecht isoliert war. Eine Wärmeisolierung der Außenwände und der Decken brachte eine große Stromersparnis.
     
1987/88
Das Lehrerzimmer im Erdgeschoß wurde zu einem Werkraum umfunktioniert und erhielt zwei große Arbeitstische.
     
26.6.1988
1. Kinderfesttag, bei dem mit den Eltern getanzt, gesungen und gespielt wurde.
     
1989
Beide Klassen erhielten große Regalwände und Filmvorhänge.
     
1989-91
Unsere Schule konnte dreiklassig geführt werden. Als dritte Klasse wurde der Handarbeitsraum verwendet.
     
1991/92
Die Kanzlei wurde mit neuen Möbeln ausgestattet. Da das Gemeindehaus umgebaut wurde, mußten wir den Handarbeitsraum im Erdgeschoß als Ordinationsraum für den Gemeindearzt abtreten.
     
16.5.1992
Die Marktgemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg erhielt eine Gemeindefahne mit dem Wappen von Thernherg. Die Gemeinde und das Bildungs- und Heimatwerk eröffneten zwei Ausstellungen im Mesnerhaus: “Erzherzog Johann in Niederösterreich - Hanns der Thernberger“ und im Pfarrsaal: “Notgeld der Zwanzigerjahre“.
     
1992/93
Mit der Unterstützung des Elternvereines war es möglich, einige neue ORFF Instrumente anzukaufen.
     
1993
Im Februar wurde mit der Sanierung des Schulgebäudes begonnen: Fenster und Türen wurden gestrichen, in den Klassen wurden bessere Beleuchtungskörper installiert, das Stiegenhaus und der Schulgang wurden neu ausgemalt, bei den beiden Schultüren wurde ein Windfang errichtet,... Das Schulhaus soll zu seinem Jubiläum in “neuem Glanz erstrahlen“.